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Phaestos – kulturelle Fahrt in den Süden

Wenn man schon auf Kreta ist, sollte man nicht versäumen, einen der ausgegrabenen minoischen Paläste zu besuchen. Knossos bietet sich da bestimmt an erster Stelle an, aber erstens waren wir dort schon einmal und zweitens ist dort so viel rekonstruiert worden, dass man nur noch wenig der ursprünglichen Substanz sieht.

So entschlossen wir uns zu einem Ausflug nach Phaestos , einem etwas kleineren Palast im Süden Kretas . Dabei hielten wir zuerst in Gortys , das in römischer Zeit die Hauptstadt Kretas war.

Die Stadt ist insbesondere deshalb erwähnenswert, da dort schon um 500 v. Chr. Gesetze aufgezeichnet wurden – das erste mal in Europa! Sie wurden in Stein gemeißelt und auf dem Dorfplatz aufgestellt. Den Römern waren diese Steine gerade recht, um damit Häuser zu bauen und so sind leider heute nur noch wenige davon übrig.

Gesetzestafeln

Aber immerhin erfährt man daraus, dass es damals zwei Arten des Ehebruchs gab. Der leichte außerhalb des Ehebettes und der schwere (mit zehnfacher Strafe) im Ehebett.

Eine weitere Sehenswürdigkeit in Gortys ist die Titus-Basilika . Der Apostel Paulus hat hier den Bischof Titus eingesetzt, von dem die Titusbriefe im Neuen Testament stammen. Die verfallene Kirche, die noch zu sehen ist,ist allerdings schon die dritte oder vierte, die immer wieder auf dem Platz der alten Basilika errichtet worden sind.

Palastruinen

Von Gortys aus fuhren wir dann direkt nach Phaestos . Dort liegen die Reste eines minoischen Palastes auf einem Hügel, der sich siebzig Meter hoch aus der Messara erhebt, Kretas größter Hochebene. Die Ausgrabungen werden dort im Originalzustand belassen, alles sah also recht flach aus. Im Gegensatz zu Knossos , wo gewisse Gebäude wieder aufgebaut wurden, sah man in Phaestos nur die Grundmauern. Immerhinbekam man dadurch vom erhöhten Eingang einen grundrißartigen Überblick.

Der Palast wurde in der Altpalastzeit gebaut und später ergänzt. Auch die Griechen haben in späterer Zeit noch einige Bauten hinzugefügt. Es ist auch nicht alles vollständig zerstört. Einige in den Boden hineingebaute Kammern sind noch gut erhalten. In verschiedenen Vorratskammern stehen die Amphoren herum, als wären sie gestern erst hingestellt worden.

Vorratsbehälter

Erhalten waren auch noch große Teile des Archivs, aus welchen viele Informationen über das Leben der damaligen Zeit stammen. Gefunden wurde dort auch der berühmte Diskus von Phaestos , eine etwa 16 cm durchmessende Tonscheibe, die beidseitig spiralförmig mit Hieroglyphen beschrieben ist. Bis heute ist der Sinn dieser Beschriftung noch nicht geklärt, auch wenn sich schon viele Wissenschaftler damit beschäftigt haben. Den Diskus erhielt man als Souvenier auf ganz Kreta , sei es als Kalender, als Briefbeschwerer oder einfach in Messing gegossen mit Ständer als schönes Schmuckstück.

Strand von Matala

Vom Palast aus ging es weiter an die Südküste nach Matala . Dieser Ort war in den 60er Jahren bekannt wegen seiner Hippies, die sich dort eingenistet hatten – und das im wahrsten Sinne des Wortes: In den höhlenreichen Felswänden aus Sandstein fanden sie kostenloses Quartier, das Leben sonst war preiswert und die Bewohner des Ortes konnten sich gegen die Übermacht nicht wehren.

In den Höhlen hatten schon Steinzeitmenschen gehaust. Heute sind sie zur Besichtigung freigegeben, jedoch nicht mehr, um darin zu übernachten. Auch heute ist Matala wegen seines breiten Strandes ein beliebtes Urlaubsziel. Für uns wurde es jedoch fast schon zu heiß. Immerhin erfuhren wir nachher, dass über 35 Grad im Schatten waren.

Der Bus war anschließend kochend heiß. Auch die Klimaanlage hatte vorerst keine Chance dagegen anzukommen. Doch nur ein paar Minuten dauerte die Fahrt bis ins Dorf Spili . Dort gab es einen venizianischen Brunnen zu sehen. Eine Quelle im Berg wird durch vierundzwanzig gleichaussehende Porzellan-Löwenköpfe in ein Bassin geleitet.

Brunnen in Spili

Es geht die Sage um, dass einer dieser Köpfe verjüngende Wirkung habe, doch müsse man beim allerersten mal genau den richtigen erwischen. Bis heute scheint das niemand geschafft zu haben – auch wir nicht.

 


Letzte Änderung vom 06.08.2008   Valid HTML 4.01 Transitional